Veranstaltung vom Think Tank OWL zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
Sehr interessanter Input und Austausch zum Stand der Dinge und möglicher Ansatzpunkte für die Nachhaltigkeitsberichterstattung: der Think Tank OWL hatte zu einer Veranstaltung an die Uni Bielefeld eingeladen und über 50 Personen kamen und diskutierten.
Der erste Impuls kam von Thilo Pahl von der Firma Bette - Keramik-Hersteller aus Delbrück. Durch die große Abhängigkeit von den Vorprodukten, insb. Stahl, haben sie sich schon frühzeitig mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Hier ein paar Inputs:
- Nachhaltigkeit ist im Unternehmen gelebte Unternehmenskultur
- aktuell wird "grün" durch Zertifikate und "grüne" Produktion erreicht
- stahl-basierte Keramik ist zu 100% recycle-fähig, also ein kreislauffähiges Produkt
- grüner Stahl wurde frühzeitig integriert und nachgefragt, ist aber deutlich teurer im Vergleich zu herkömmlichen Stahl; daher ist auch die Nachfrage seitens der Kunden immer noch niedrig
- der Nachhaltigkeitsbericht hat als Hauptziel die Transparenz und führt dazu, "sich selber alle 2 Jahre die Leviten zu lesen"
Der zweite Impuls kam aus der Wissenschaft von Dr. Maryna Gulenko. Als Expertin für Reporting und Finance hat sie Ergebnisse aus der Forschung vorgestellt, welche (positiven) Annahmen in Verbindung mit einem verpflichtenden CSR (Corporate Social Responsibility) Reporting sich erhärtet haben und welche nicht. Hier die 5 wichtigsten Erkenntnisse:
- Annahme 1 - Transparenz steigt: kein eindeutiger Zusammenhang, da eine Kosten-Nutzen-Abwägung für die Unternehmen
- Annahme 2 - CO2-Emissionen sinken: Studien zeigen, dass Emissionen erst nach Berichtspflicht sinken, nicht vorher
- Annahme 3 - Konsumenten reagieren auf direkte CSR-Informationen: Konsumenten zeigen lt. Studien eine Verhaltensänderung. Am stärksten passierte dies nach Ausweisung von Umweltschäden in Euro
- Annahme 4 - gut aufgestellte Unternehmen sind weniger betroffen (bei Berichtspflicht): keine eindeutigen Hinweise auf Zusammenhang z.B. von Berichterstattung und Firmenwert
- Annahme 5 - Kapitalkosten sinken: erste Studien zeigen einen positiven Zusammenhang durch günstigere Kreditzinsen und Fremdkapitalkosten
Die generelle Aussage war: Es lohnt sich, Vorreiter zu sein, weil der Aufwand später geringer ist.
Danach habe ich noch 2 Thementische besucht und in den Austausch mit anderen Teilnehmern gegangen:
- Vorgaben aus Brüssel und deren Auswirkungen auf KMUs: der Druck auf KMUs zur Lieferung von Daten an die berichtspflichtigen Kunden steigt, obwohl sie oft ihrerseits keine Daten von insb. großen Zuliefererunternehmen erhalten. Für KMUs wird aktuell an einem Standard gearbeitet, der unterhalb des CSRDs liegen soll.
- CSR-Strategie: Entwicklung auf Basis der strategischen und operativen Ausgangslage. Wichtig: Einbeziehung der Stakeholder des Unternehmens.
Insgesamt gesehen ein sehr informatives Event mit einem guten Einblick in sowohl Praxis als auch Forschung.